Diesen Satz habe ich selbst schon ein paar Mal gesagt und ich höre ihn oft von meinen Schüler:innen. Im Kapitel „Ideen anregen“ in Nele Hirschs Buch „Lerngestaltung weiterdenken“ und in unseren Lernangeboten, geht es nicht um künstlerische Kreativität, sondern darum, neu zu denken und neue Ideen zum Lernen zu entwickeln: Wie können wir Lernen anders gestalten, angesichts von Digitalität, KI und gesellschaftlichen Herausforderungen wie Spaltung oder antidemokratischen Bewegungen?
Kreativität ist keine feste Eigenschaft, die man hat oder nicht hat, sondern eine Kompetenz, die sich entwickeln lässt. Sie braucht ein Growth Mindset, also die Haltung, dass ich meine Kreativität trainieren und erweitern kann. Dafür braucht es Räume, in denen Ausprobieren und Perspektivwechsel erlaubt und gewünscht sind.
Einen der Kreativitätsimpulse aus dem Buch habe ich direkt im Urlaub ausprobiert:

Die 30-Kreise-Übung habe ich auf meiner Rückreise von Malta gemacht. Ich habe mich zunächst ein bisschen schwer getan, aber dann sind mir doch ein paar Ideen gekommen und es hat mir, und meiner Sitznachbarin im Flugzeug, Spaß gemacht.
Solche kleinen Kreativitätsübungen baue ich immer mal wieder in meinen Alltag ein. Wenn ich zum Beispiel einen Einkaufszettel schreibe, gestalte ich ihn manchmal als kleine Sketchnote, weil es Freude macht und den Kopf anders beschäftigt. Auch im Unterricht nutze ich ähnliche Methoden, etwa die Kopfstandmethode, die immer dann hilft, wenn Lernenden das Entwickeln eigener Ideen schwerfällt.
Mein Eindruck ist allerdings, dass vielen Schüler:innen genau das, das eigene Denken, in der Schule über die Jahre eher abtrainiert wird. Sie haben gelernt, „zu schülern“: also herauszufinden, welche Antwort die Lehrkraft hören will, statt wirklich eigene Ideen zu entwickeln.
Nele bietet in diesem Kapitel sehr praktische Anregungen, wie sich Kreativität bei Lernenden gezielt fördern lässt. Einige davon setze ich bereits ein, andere möchte ich mir wieder bewusster in Erinnerung rufen:
- Klare zeitliche Vorgaben: strenges Timeboxing hilft, den kreativen Prozess in Schwung zu bringen.
- Mit den Händen denken: mit Lego bauen oder eine Idee „kneten“.
- Gegenstände-Brainstorming: zufällig einen Alltagsgegenstand ziehen (Kugelschreiber, Taschentuch, Kaugummi …) und überlegen, welche neuen Ideen dieser Gegenstand zum Thema beitragen könnte.
- Vielfalt der Perspektiven nutzen: durch Zufallsgruppen (z. B. mit Süßigkeiten als Gruppenzuordnung).
- Kreativitätsimpulse setzen: „Was würde Lisa Simpson tun?“ oder ähnliche Denkanstöße.
Zur Orientierung beschreibt Nele anschließend den Design-Thinking-Prozess, der für mich ein hilfreicher Rahmen ist, um kreative Lernprozesse systematisch zu gestalten.
Was ich aus diesem Kapitel mitnehme: Viele der Ideen kenne ich und doch ist es gut, sie sich wieder bewusst zu machen. Besonders wichtig bleibt für mich der Gedanke: Kreativität ist keine Eigenschaft, sondern eine Kompetenz, die wir entwickeln und bei uns selber und den Lernenden fördern können.
Ich nehme mir vor, in den nächsten Wochen wieder mehr zu sketchnoten und mir von KI-Tools weitere Kreativitätsimpulse geben zu lassen.