
In den Herbstferien war ich für eine Woche auf Malta und habe dort einen Englisch-Sprachkurs besucht, finanziert durch Erasmus+. Diese Reise war für mich aus verschiedenen Gründen eine sehr wertvolle Erfahrung als Lehrerin und Lernende zugleich. Ich teile hier meine Eindrücke, vielleicht machen sie dir Lust, selbst einmal auf Lernreise zu gehen.
Ich wollte meine Englischkenntnisse auffrischen, einfach, weil ich Freude daran habe, Englisch zu sprechen, Neues zu lernen und mich weiterzuentwickeln. Nach Jahren als Lehrerin hatte ich Lust, die Rolle der Schülerin einzunehmen und zu erleben, wie sich Lernen heute anfühlt. Außerdem reizt mich die Vorstellung, in Zukunft vielleicht Schulen im Ausland zu besuchen, um andere Bildungssysteme kennenzulernen. Dafür will ich sprachlich noch sicherer werden.
Das Programm Erasmus+ unterstützt solche Sprach- und Bildungsreisen für Lehrkräfte, wenn die eigene Schule zertifiziert ist. Unsere Erasmus-Beauftragte Martina Grigschat hat mich bei der Antragstellung unterstützt. Die Antragstellung ist unkompliziert, aber ihre Organisation und Unterstützung war für mich sehr hilfreich. Danke dafür, Martina!
Über die Agentur Dialog-Sprachreisen fand ich eine Sprachschule auf Malta, Unterkunft und Flug hatte ich selbst organisiert, meine Tochter konnte ich mitnehmen und sie hat ebenfalls einen Sprachkurs besucht. Das war auch eine besondere Erfahrung, mit meiner Tochter zusammen morgens zur Schule zu gehen und die Pausen zu verbringen.
Vom 12. bis 18. Oktober 2025 war ich dann auf Malta: fünf Tage Sprachkurs, Montag bis Freitag, von 8:45 bis 14:30 Uhr. Vor der Reise musste ich einen Online-Test durchführen, am ersten Tag folgte ein kurzes Interview zur Einstufung meiner Englischkenntnisse. Der Unterricht war gut strukturiert: vormittags Grammar, nachmittags Conversation. Neben mir saß eine 20-jährige Studentin aus Korea, gegenüber ein 50-jähriger Ingenieur aus Venezuela und am Nachmittag habe ich mich mit einer Filmemacherin aus der Türkei unterhalten. Die Mischung war total bunt, die Stimmung sehr offen und herzlich. Alle kamen mit unterschiedliche Hintergründen: Schule, Management, Migration oder Weiterbildung. Uns verband das gleiche Motiv: besser Englisch sprechen, verstehen und kommunizieren.
Eine sehr spannende Erfahrung war für mich der Perspektivwechsel wieder Schülerin zu sein. Ich hatte vergessen, wie sich die Unsicherheit anfühlt, wann man neu in eine Klasse kommt und niemanden kennt, wie es ist, wenn man die Aufgaben oder die Erklärungen der Lehrkraft nicht versteht oder wie schnell man zum Handy greift, wenn es langweilig wird. Ich habe auch gemerkt, wie sich das anfühlt, wenn man pünktlich den Bus nimmt, aber der im Verkehr stecken bleibt, und man dafür einen Rüffel bekommt, obwohl man gar nichts dafür kann. Ich habe aber ebenso gemerkt, wieviel Spaß lernen machen kann, besonders dann wenn man mit gestalten und Inhalte auswählen kann. Besonders gerne habe ich in Momenten gelernt, in denen es um persönliche Erfahrungen ging, in denen ich meine Sichtweise und Erlebnisse einbringen konnte und wir uns darüber ausgetauscht haben.
Gleichzeitig fiel es mir schwer, die Lehrerin in meinem Kopf auszuschalten. Ich habe den Unterricht oft aus meiner Lehrkraftbrille innerlich bewertet, analysiert, verglichen. Mir ist dabei wieder klar geworden, wie unglaublich langweilig und wenig hilfreich es ist, wenn die Lehrkraft die Person ist, die am meisten spricht im Raum. Das Ziel ist ja eigentlich, dass die Lernenden sprechen, ausprobieren, Fehler machen und die Lehrkraft eher begleitet, als dass sie dominiert.
Ich habe außerdem gemerkt, wie unangenehm es sein kann, wenn die Lehrkraft unangekündigt von hinten über die Schulter schaut und mitten im Schreiben etwas korrigiert. Das fühlt sich übergriffig an, kontrollierend statt zugewandt und reißt einen völlig aus dem eigenen Denken heraus.
Und ich habe erlebt, wie stark Feedback auf das Lernen wirkt: ständige Korrekturen haben mich verunsichert und demotiviert, über wertschätzende Rückmeldungen habe ich mich gefreut und war motiviert weiterzumachen.
Was ich mitnehme: Lernen braucht Beziehung (nein, das ist natürlich nichts Neues, aber es ist mir wieder unglaublich deutlich geworden!). Motivation entsteht, wenn man sich gesehen und ernst genommen fühlt. Feedback ist mächtig und positive Resonanz wirkt wie ein Katalysator. Ich nehme mir vor, noch stärker darauf zu achten, wie sich Lernen aus der Schüler:innen-Perspektive anfühlt und Lernräume zu gestalten, die Mut machen.
Ich kann eine solche Reise wirklich empfehlen, um die Sprache aufzufrischen, Menschen und Kulturen zu begegnen und wieder in die Rolle der Lernenden zu schlüpfen. Für mich war es eine schöne Kombination aus Lernen und Urlaub. Eine Erfahrung, die nachhaltig wirkt und die ich jeder Lehrkraft empfehlen kann, die Lust hat, sich selbst als Lernende zu erleben.