Ein Leitbild, das lebt: Zwei Tage Zukunftswerkstatt mit einer BBS

Was passiert, wenn man 30 Menschen aus einer Schule für zwei Tage rausnimmt, ihnen Raum, Ruhe und gute Impulse gibt und die Frage stellt: Wofür stehen wir eigentlich?

Im Rahmen meiner Tätigkeit als QM-Prozessberaterin durfte ich gemeinsam mit zwei Kolleg:innen einen zweitägigen Leitbildworkshop an einer berufsbildenden Schule begleiten. Ziel war nicht die Produktion eines langen Leitbild-Textes, sondern der Beginn eines echten Schulentwicklungsprozesses. Ein Leitbild soll nicht im Ordner verstauben, sondern es soll helfen, Entscheidungen zu treffen, Konflikte zu klären und Richtung zu geben für das Lernen und die Zusammenarbeit im Schulalltag.

Tag 1 Gemeinsames Zukunftsbild bauen

Wer war dabei?
Das Schulleitungsteam, Lehrkräfte mit unterschiedlicher Erfahrung, Bildungsgang- und Fachteamleitungen, Schüler:innen, Mitarbeitende, also ein möglichst vielfältiges Abbild der Schulgemeinschaft.

Wie sind wir gestartet?
Mit einer Metapher: Schulentwicklung als eine große Bergtour: ungewiss, herausfordernd, lohnend.

Drei Reflexionsfragen zum Einstieg:

  • Was motiviert mich, unsere Schule weiterzuentwickeln?
  • Was macht unsere Schule besonders?
  • Wie sieht Lernen 2035 bei uns aus?

Diese Fragen führten zu intensiven Gesprächen, erst zu zweit, dann in kleinen Gruppen. Im Anschluss analysierten wir den Ist-Zustand: Was läuft gut, wo hakt es, wo liegen Entwicklungspotenziale?

Energizer und Lego-Visionen
Nach einem Schnick-Schnack-Schnuck-Turnier mit Fangemeinde, bauten die Teilnehmenden Zukunftsbilder mit LEGO® Serious Play. So entstanden fünf beeindruckende Miniatur-Schulen von morgen, greifbar und voller Ideen und Energie.

Am Nachmittag erarbeiteten die Gruppen erste Visionen für fünf zentrale Schulbereiche. Und weil wir nicht in allgemeine Floskeln abrutschen wollten, lag auf jedem Tisch ein Bullshit-Bingo: eine Sammlung typischer Phrasen wie „Wir gehen respektvoll miteinander um“ oder „Vielfalt ist unsere Stärke“. Unsere Idee dabei war, dass wir einen Impuls setzen wollten, damit die Teilnehmenden allgemeine Formulierungen, die an jede Schule passen, vermeiden.


Tag 2 | Der Weg in die Zukunft

Was kann weg?
Der Tag startete mit einer „Kann-weg-Schneeballschlacht“. Teilnehmende schrieben auf, was Schule eher lähmt als stärkt: Pausengong, starre Stundenpläne, Notenpflicht … Ein verspielter Einstieg in eine ernsthafte Frage: Was dürfen wir loslassen, um uns zu entwickeln?

Wertekarussell & Koordinaten
Danach drehte sich alles um Werte. Mit Karten, Gesprächen und einer Koordinatenachse sortierten wir: Welche Werte leben wir bereits? Welche wollen wir in Zukunft stärken?

Eine Sonderkommission erarbeitete parallel Ideen zur Visualisierung und Implementierung des Leitbilds, denn ein guter Satz an der Wand bringt wenig, wenn er nicht im Alltag gelebt wird. Die anderen Gruppen formulierten Mission und Werte weiter aus.

Besser wenig und wenig besser!
Am Ende präsentierten alle ihre Ergebnisse: mit Stolz und mit dem Gefühl: Wir haben viel vor. Vielleicht zu viel. Genau hier zeigte sich, wie wertvoll der Gedanke der De-Implementierung ist: Nicht alles machen. Sondern besser wenig und wenig besser!


Fazit: Zwei Tage voller Haltung, Humor und echter Schulentwicklung

Was bleibt, ist mehr als ein Entwurf. Es ist ein gemeinsamer Anfang, getragen von Identifikation, Dialog und echten Begegnungen. Und die Erkenntnis: Wenn man Raum schafft – auch zeitlich –, entsteht etwas, das man sonst im Alltag nie erreicht.

Ein Leitbild ist kein Plakat. Es ist ein Prozess. Und dieser hier hat richtig Spaß gemacht und für eine Aufbruchstimmung an der Schule gesorgt. Vielen Dank für die gute Zusammenarbeit!

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