Gestern habe ich am Panel des Community Calls der Transferstelle lernen:digital teilgenommen. Eine Aufzeichnung findest du hier.
Meine Erfahrungen und Gedanken teile ich hier, weil ich glaube, dass uns der Austausch über diese Themen weiterhilft bei der Entwicklung und weil ich Lehrkräften Mut machen möchte, Neues auszuprobieren. Ich möchte sichtbar machen, was in der Schule bereits möglich ist, welche Fragen offenbleiben – und warum wir digitale Transformation nicht ohne einen Blick auf Lernkultur denken können. Gemeinsam mit Prof. Dr. Heister (BIBB) und Prof. Dr. Pittig (TU München) durfte ich über die digitale Transformation in der beruflichen Bildung sprechen und dabei meine Perspektive als Lehrkraft einbringen.

Zum ersten Mal war ich Teil eines solchen Panels und es hat mir Spaß gemacht, weil es nicht um technische Ausstattung ging, sondern um das, was uns wirklich beschäftigt: Wie verändert sich Lernen? Wie verändert sich unsere Rolle als Lehrkräfte? Was braucht es, damit digitale Bildung wirklich ankommt?
1. Digitale Transformation ist mehr als Technik
Im Gespräch wurde schnell klar: Es reicht nicht, Tools einzusetzen oder Plattformen zu nutzen. Digitale Transformation bedeutet, dass wir neu denken müssen, wie Lernen organisiert wird und wie wir Lernen gestalten. Das hat viel mit Haltung zu tun:
- mit Neugierde und dem Mut, Neues auszuprobieren
- mit Vertrauen in die Schüler:innen
- mit dem Zulassen von Offenheit
- mit der Bereitschaft, sich als Lehrkraft selbst weiterzuentwickeln
2. Adaptives Lernen: Individualisierung mit digitalen Werkzeugen
In meinem Beitrag habe ich von meiner Arbeit mit digitalen Lernpfaden berichtet, z. B. in Genially oder Moodle. Damit versuche ich, den Lernenden einen eigenen Weg zu ermöglichen, der auf ihre Bedürfnisse abgestimmt. Darin stelle ich z.B. Informationsmaterial in verschiedenen Formaten zur Verfügung, so dass die Lernenden z.B. auswählen können: möchte ich die Informationen als Text lesen oder als Video hören und sehen oder einen Podcast dazu anhören.
Gerade an berufsbildenden Schulen ist die Heterogenität der Klassen riesig. Ein digitales Lernsetting kann helfen, dieser Vielfalt gerecht zu werden. Aber: Nur das Tool macht es nicht. Erst durch klare Lernziele, gute Struktur und begleitendes Feedback entsteht echter Mehrwert.
3. Lernende brauchen mehr als Bedienkompetenz, sie brauchen digitale Souveränität
Ein spannender Punkt im Panel war der Unterschied zwischen digitaler Nutzung und digitaler Mündigkeit.
Viele Schüler:innen sind versiert im Umgang mit Apps, wie z.B. WhatsApp oder Insta, aber wie man Informationen bewertet, sinnvoll ordnet oder aufbereitet, das ist sehr oft nicht selbstverständlich. Hier sehe ich eine unserer wichtigsten Aufgaben als Lehrkräfte: digitale Souveränität entwickeln helfen.
4. Professionalisierung beginnt mit Zeit, Austausch und Experimentierfreude
Was brauchen wir Lehrkräfte, um diese Transformation mitzugestalten?
- Zeit für kollegialen Austausch
- Experimentierräume, in denen auch Fehler erlaubt sind
- Strukturelle Unterstützung durch Fortbildungen, Werkstattformate und digitale Teams
- Und vor allem: eine Lernkultur auch für uns selbst, denn Lernen hört nicht mit dem Referendariat auf.
5. Mein Fazit: Digitalisierung verändert, wie wir Schule denken, nicht nur, womit wir sie machen
Für mich bleibt nach dem Community Call vor allem ein Gedanke hängen:
Digitale Transformation gelingt dann, wenn wir nicht nur Unterricht verschönern, sondern wenn wir Schule gemeinsam weiterentwickeln.
Und das beginnt im Kleinen: in einem Lernpfad, in einem Gespräch im Lehrerzimmer, in einem Podcast der Schüler:innen, in einem Blogbeitrag wie diesem.