KI in der Schule: Zwischen Faszination und Überforderung

Heute möchte ich von einem pädagogischen Tag zum Thema “Lehren und Lernen in einer KI-geprägten Welt” in den Diakonie Pflegeschulen in Osnabrück berichten, den ich gestern begleitet habe.

Ziele und Ablauf des Tages

Unser Hauptziel war es, eine erste Auseinandersetzung mit dem Thema KI in der Schule anzuregen, da es viele Kolleg:innen gab, die bisher noch wenig Erfahrung mit KI gesammelt hatten. Wir starteten mit einem Vortrag mit Murmelphasen über den Status quo von KI in der Bildung, gefolgt von praktischen Anwendungsbeispielen aus dem Unterricht für die berufliche Fachrichtung Pflege. Besonders wichtig war mir dabei, die Bedeutung und die verschiedenen Möglichkeiten des “Promptens” hervorzuheben, da es viele Newbies im Kollegium gab.

Wir erkundeten verschiedene Möglichkeiten, wie Lehrkräfte KI als Werkzeug nutzen können:

  • Erstellung von Transkripten aus Videos
  • Weiterverarbeitung dieser Transkripte für multimediale Lernmaterialien
  • Nutzung von Tools wie NotebookLM zur Podcast-Erstellung
  • Visualisierungen mit Napkin erstellen

Die Herausforderung der “Toolifizierung”

Eine Beobachtung, die ich häufig mache und die sich auch heute zeigte: Nach der Erkundungsphase an einer digitalen Lerntheke stellte sich bei vielen Teilnehmer:innen eine Fixierung auf die Tools ein. Diese “Toolifizierung” ist verständlich, aber langfristig nicht zielführend, wie z.B. Dr. Isabella Buck hier ausführt.

Um dem entgegenzuwirken, nutzte ich im Anschluss an die Erkundungsphase einen Kartentausch, der die Aufmerksamkeit weg von den Tools auf verschiedene didaktische und pädagogische Dimensionen und Perspektiven von KI lenken sollte.

Gruppenarbeit und kollegialer Austausch

Kolleg:innen diskutieren über ihre Erkenntnisse aus dem heutigen Tag und wie sie damit weiterarbeiten wollen.

In einer anschließenden Gruppenarbeit reflektierten die Kolleg:innen über die gewonnenen Erkenntnisse und deren Bedeutung für ihre zukünftige Arbeit. Die Ergebnisse wurden in Taskcards festgehalten – ein Format, das langfristiges Weiterarbeiten im Team ermöglicht.

Mit diesem Schritt versuche ich dem Phänomen der “Eintagsfliege” eines pädagogischen Tages entgegenzuwirken.

Reflexion als Abschluss: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Mein Format des “offenen Mikros” am Ende solcher Veranstaltungen ist mir sehr wichtig, um die Resonanz und Eindrücke wahrzunehmen. Heute empfand ich die Statements jedoch als ernüchternd. Statt einer konstruktiven Reflexion über die gemeinsamen Lernerfahrungen hörte ich überwiegend negative Äußerungen, die wenig mit unseren KI-Erkundungen zu tun hatten, sondern eher mit der Überforderung durch und der Unzufriedenheit mit dem System zu tun hatten: Ich weiß nicht, wann ich mir im Unterricht Zeit dafür nehmen soll? Ich will keine Noten mehr vergeben! Wo bleibt der einzelne Mensch in diesem System? etc.

Das hat mich nachdenklich gemacht: Wie kann ich solche Abschlussrunden in Zukunft fokussierter gestalten und die Energie des Tages aufgreifen und dabei kein Fenster für allgemeinen Frust öffnen? Dazu brauche ich neue Ideen!

Die zentrale Herausforderung: Zeit

Bei den Statements wurde deutlich, womit Lehrkräfte am meisten kämpfen: Zeitmangel und Überforderung. “WANN? Ich will das alles machen, aber WANN?”

Reflexion und Ausblick

Der pädagogische Tag hat mir wieder gezeigt, dass das Interesse und die Bereitschaft, sich mit Themen wie KI auseinanderzusetzen, durchaus vorhanden sind. Gleichzeitig müssen wir anerkennen, dass die Integration von KI in den Schulalltag nicht von heute auf morgen geschehen kann. Für die Zukunft sehe ich folgende wichtige Punkte:

  1. Wege finden, Innovationen zu implementieren, ohne Lehrkräfte zusätzlich zu belasten: erst Altes deimplementieren, dann Neues implementieren
  2. Rahmenbedingungen schaffen, die Lehrkräfte besser unterstützen
  3. Betonen, dass der Umgang mit KI nicht sofort perfekt sein muss | positive Fehlerkultur | ausprobieren
  4. Strukturelle Lösungen für Zeitmangel und Überforderung finden

KI in der Schule ist mehr als nur die Anwendung von Tools. Es geht um eine tiefgreifende Reflexion unserer Lehr- und Lernprozesse.

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