Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) wie ChatGPT ist längst keine Seltenheit mehr – auch nicht im Klassenzimmer. Doch wie geht man damit um, wenn Schüler:innen KI einsetzen, aber ihre Nutzung lieber geheim halten? Über den KI-Elefanten im Klassenraum habe ich bereits hier gebloggt.
Mein Wunsch war daraufhin: Offenheit schaffen, den Umgang mit KI gemeinsam reflektieren und konstruktive Ansätze für den Unterricht entwickeln.
Die Ausgangssituation: KI im Verborgenen
Immer mehr meiner Schüler:innen nutzen große Sprachmodelle wie ChatGPT, um Aufgaben zu bearbeiten, tun dies aber heimlich. Sie halten ihre KI-Nutzung vor mir und den Mitschüler:innen geheim – vermutlich aus Unsicherheit, ob dies im Unterricht erlaubt ist oder gar als Betrug angesehen wird.
Ich empfinde diese Situation als problematisch. Nicht die Nutzung von KI an sich, sondern das fehlende Vertrauen und die Intransparenz sind aus meiner Sicht keine gute Grundlage für ein gemeinsames Lernen mit und über KI. Mein Ziel ist daher, eine Atmosphäre zu schaffen, in der wir offen über die Nutzung von KI sprechen und gemeinsam klare, transparente Leitlinien entwickeln können. Dabei versuche ich KI nicht als Bedrohung sehen, sondern als Chance, um Lernen und Lehren zu bereichern.
Um den Austausch anzuregen, beginne ich z.B. damit, KI selbst zum Thema zu machen. Mit der Hilfe von ChatGPT habe ich 15 Statements in jugendnaher Sprache generieren lassen. Diese Statements sollen meine Schüler:innen dazu bringen, über die Nutzung von KI in Schule, Beruf und Alltag nachzudenken. Die Aussagen waren bewusst vielfältig: inspirierend, humorvoll, provozierend – ideal, um Gespräche anzustoßen. Hier kannst du auf sie zugreifen.
Die Statements bringe ich in einem Kartentausch-Format in den Unterricht. In kleinen, wechselnden Gruppen tauschen sich die Schüler:innen über die Aussagen aus, reflektieren Perspektiven und diskutierten mögliche Chancen und Risiken. Dieses geschützte Setting ermöglicht es auch zurückhaltenderen Schüler:innen, ihre Meinungen zu äußern, ohne sich direkt vor der gesamten Klasse zu sprechen.
Gemeinsam mit KI lernen: Reflexion und kreative Teamarbeit
Nach den Kleingruppengesprächen führen wir die Diskussion im Plenum weiter. Anschließend reflektieren die Schüler:innen mit Hilfe eines Reflexionsbogens: Wie nutzen sie KI aktuell, und welche Chancen oder Gefahren sehen sie dabei? Diese persönliche Reflexion dient als Sprungbrett für eine kreative Teamarbeit.
In Gruppen brainstormen die Schüler:innen, wie ein lernförderlicher Umgang mit KI im Unterricht aussehen könnte. Dabei setzen sie auch KI ein: Mit der fobizz KI entwickeln die Teams Prompts, um Ideen und Vorschläge zu generieren. Die Ergebnisse – bestehend aus Prompts, KI-Vorschlägen und einer Rangliste der besten Ideen – werden abschließend im Plenum vorgestellt.
Besonders wichtig ist es mir, dass weder die Nutzung von KI noch die Entscheidung dagegen bewertet wird – weder von mir noch von den Mitschüler:innen. Diese Neutralität schafft aus meiner Sicht den Raum, um ehrlich und reflektiert über das Thema zu sprechen.
Mein Fazit
KI wird ein immer größerer Teil unseres Alltags, auch im Unterricht. Doch die Frage ist nicht, ob wir KI nutzen, sondern wie. Indem wir offen darüber sprechen und gemeinsam Regeln entwickeln, können wir KI nicht nur als Werkzeug, sondern als Chance begreifen – für kreatives Lernen, Austausch und Weiterentwicklung.